Alles fing 1995 in einem kleinen Café in Stuttgart an. Ein paar fußballbegeisterte Leute hatten die Idee: Warum nicht eine eigene Liga gründen – jenseits von Verbandsregeln, Leistungsdruck und strenger Vereinsmeierei? Daraus entstand die Stadtliga Stuttgart – selbstorganisiert, solidarisch, und von Anfang an mehr als nur Fußball.

Mit dabei waren Teams wie der ASV, ICE Neckarstraße, Die Röhre (die später als Pumas aufliefen) und Prager Frühling (später Frühlingsbällchen). Namen, die nicht nur nach Kickerbande klingen, sondern nach Haltung, Kreativität und Gemeinschaft.

Gespielt wurde auf einfachen Plätzen in Plattenhardt (der heute nicht mehr existiert) und in Feuerbach. Kein High-End-Rasen, kein Flutlicht. Dafür jede Menge Herzblut, Improvisation und der Wunsch, den Fußball wieder dorthin zu holen, wo er herkommt: auf die Straße, in den Kiez, unter Freunden.

Einige der ersten Teams kamen direkt aus dem politisch aktiven Umfeld der Neckarstraße – einem Viertel, das schon in den 80ern für besetzte Häuser, kulturelle Freiräume und soziale Kämpfe stand. Damals wie heute war Wohnungsnot ein brennendes Thema. Der Fußball war hier mehr als ein Spiel: Er war Ausdruck von Zusammenhalt, Widerstand und der Idee, sich Räume selbst zu schaffen – auf dem Platz wie im Leben.

Auch sportlich ging es gleich zur Sache: ICE Neckarstraße holte sich 1995 den ersten Titel, gefolgt von Dynamo MIG (1996), BSG 42 Vinyl (1997), Arminstube (1998) – und nochmal ICE Neckarstraße im Jahr 1999. Die frühen Jahre waren wild, politisch, unperfekt – und genau das machte ihren Reiz aus.

Bis heute lebt die Stadtliga von diesem Spirit: bunt, unabhängig, offen für alle, die Fußball lieben – aber eben anders.